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„Mein Alltag erschien mir nach einer harten Abizeit viel stressfreier. Langsam bekam ich den Eindruck, ich bereite mich auf mein Leben vor.“
Maria K.

Erfahrungsbericht Kindertagesstätte

Maria K.

Mein bisher aufregendstes Jahr und Selbsterkennung
„Hast dich in der kurzen Zeit richtig super entwickelt. Bist nicht mehr die zurückhaltende Maria! Das ist mir in letzter Zeit total bei dir aufgefallen. Da kannst du stolz auf dich sein!“
Nach etwa 7 Monaten im FSJ bekam ich dieses schmeichelnde Feedback. Und ja- es stimmt. Mein FSJ hat mich verändert.
Doch nun erstmal zu mir: Ich heiße Maria, bin 19 Jahre alt und blicke auf ein aufregendes und tolles Jahr in einer Potsdamer Kita zurück. Nachdem mir im Frühjahr 2010 nur Absagen bezüglich der Bewerbungen als Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin ins Haus flatterten, stieg leichte Panik in mir auf, wie es nach dem Abi nur weitergehen soll. Sinnlos zu Hause herum sitzen und alles auf mich zukommen lassen, war und ist nicht mein Ding. Eine Erzieherausbildung reizte mich auch, Voraussetzung dafür waren jedoch 500 Stunden praktische Erfahrungen, doch die hatte ich nicht. Also wäre ein FSJ doch eine tolle Sache, dachte ich mir. Vor allem stehen einem mehr Rechte zu, als wenn man ein normales Praktikum machen würde. Und für eine Sache, die mir Spaß macht, auch noch Taschengeld zu bekommen, wäre doch super. Also informierte ich mich im Internet über ein FSJ und stieß sofort auf die Seite vom ijgd.
Nachdem ich davon überzeugt war, schickte ich meine Bewerbung zum ijgd. Dann wurde ich zur Infoveranstaltung eingeladen, bei der ich auf meinen Wunsch Adressen von Potsdamer Kitas bekam. Eine Kita fiel mir durch die übersichtliche und strukturierte Homepage besonders positiv auf, sodass ich meine Bewerbung an die Kita schickte. Einige Tage später vereinbarte ich mit dieser einen Termin zum Probetag. Anfang Mai verschaffte ich mir dann schließlich einen Eindruck von der Einrichtung und dem Team und ging mit einem positiven Eindruck und der Hoffnung, sie würden sich für mich entscheiden, nach Hause. Bereits nach 4 Tagen klingelte das Telefon und die freudige Nachricht „Wir würden gern mit Ihnen zusammen arbeiten“wurde mir überbracht. Meine Endorphine feierten eine Party und das Einzige, was ich heraus gebracht habe war ein glückliches „Oha cool, ich freue mich so. Danke!“.
Seit dem 1. September 2010 war ich also im Elternverein „Spielhaus“ e.V. in Potsdam Babelsberg tätig. Mein Aufgabenbereich war die Hilfe und Unterstützung in der Pflege und Betreuung von 18 Krippenkindern in Zusammenarbeit mit 2 Erzieherinnen. Natürlich hatte ich, bevor ich das FSJ antrat, so einige Erwartungen und Wünsche an dieses Jahr. Besonders wichtig war mir, dass ich gut in der Kita aufgenommen werde. Weiterhin erwartete ich natürlich Spaß und Freude mit den Kindern, doch daran zweifelte ich gar nicht. Vor allem aber hatte ich viele Erwartungen an mich selbst: mehr Selbstvertrauen, meine Schüchternheit ablegen, insbesondere dann, wenn es darum geht über seinen Schatten zu springen und natürlich auch selbstständig werden.
 
Besonders gespannt war ich auf das Kennenlernen neuer Leute. Nach 4 Wochen FSJ stand das erste Seminar an, das hauptsächlich dazu da war, sich kennen zu lernen und erste Eindrücke vom FSJ los zu werden. Um ehrlich zu sein, hatte ich anfangs nicht wirklich Lust auf die Seminare. Das erste Seminar im Oktober fand ich zu Beginn gewöhnungsbedürftig. Es war schon komisch mit fremden Menschen Kennenlernspiele zu spielen und die sogenannten WUPs  durchzuführen. Nach 2 Tagen fand ich langsam Gefallen daran, denn die Atmosphäre wurde immer lockerer und erste Kontakte waren schnell geknüpft. Lasst euch eins sagen: Bitte geht nicht mit der gleichen Einstellung an die Seminare wie ich. Meine Unlust und Skepsis waren nämlich völlig unbegründet und unnötig. Die Seminare waren nämlich IMMER super, abwechslungsreich und total lustig. Das Mitwirken in der Vorbereitungsgruppe bietet dazu noch die Möglichkeit, seiner Kreativität freien Lauf zu lassen, sein Selbstbewusstsein zu stärken, seine Vortragsweise zu verbessern und natürlich ein Auge dafür zu bekommen, welch Aufwand solch ein Seminar bedeutet. Das haben meine 3 Teamer Corinna, Franzi und Sebastian jedes mal aufs Neue total gut gemacht. Auch sie trugen dazu bei, dass jeder einzelne sich sofort in die Gruppe integrierte und eine lockere Stimmung herrschte. Der Erfahrungsaustausch war immer sehr hilfreich und interessant, denn es war beruhigend, dass andere FSJ-ler ähnliche Eindrücke, Erfahrungen oder auch Probleme haben.
 
Anfangs befürchtete ich, dass ich in der Kita gleich zu viel Verantwortung übertragen bekomme, mit der Angst, es könnte was passieren. Auch diese Sorge war unbegründet. Doch dass dieses Jahr zu schnell vergeht, war eine berechtigte Sorge, denn das ist es definitiv!
Mich hat vor allem täglich motiviert zu sehen, wie sehr sich die Kinder freuen, wenn ich in die Kita komme. Täglich mit Umarmungen, Küsschen und „Maria- Rufen“ begrüßt zu werden war absolut was Neues und Besonderes. Mein Alltag erschien mir nach einer harten Abizeit viel stressfreier. Langsam bekam ich den Eindruck, ich bereite mich auf mein Leben vor. Der kreative und spielerische Tagesablauf mit Musik, Basteleien und Kreisspielen machte mir total Spaß. Da ich Erzieherin werden möchte, war es weiterhin total hilfreich, mich mit pädagogischen Konzepten vertraut zu machen. Ich konnte mir eine Menge von meinen Erzieherinnen abgucken. Im Gegensatz zur Schule, in der man letztendlich doch nur ein Einzelkämpfer ist, bekam ich in der Einrichtung das Gefühl, gebraucht zu werden, denn ich war ab nun an ein festes Mitglied in dem Team. Ich bemerkte, dass ich mich selbst weiter entwickle.
 
Doch aller Anfang ist schwer. Die Eingewöhnungsphase (welche ich bei mir bis Dezember zählen würde) war schon aufregend. Es war nun mal alles komplett neu- die Umgebung, die Kinder, Eltern und die Kollegen. Ich hoffte, dass ich alle Aufgaben gut bewältigen werde. Mit dem Gefühl, dass ICH jetzt in der Rolle war Anweisungen zu geben und Verantwortung zu übernehmen, musste ich erstmal zurecht kommen. Außerdem musste ich erstmal herausfinden, wie ich am besten mit den Kindern umgehe, denn es fiel mir schwer einzuschätzen, wie ich sprachlich mit den Kindern kommunizieren soll und was sie schon können und was nicht. Weiterhin musste ich mich auch erstmal an meine Kolleginnen heran pirschen und mich auf jeden einstellen, denn man geht nun mal mit jedem anders um und muss auch erstmal die Eigenarten von jedem kennenlernen, um damit umgehen zu können. Dank des FSJ´s ist es mir gelungen, meine Schüchternheit abzulegen und Dingen offener gegenüber zu treten. Als unerfahrene ehemalige Schülerin habe die Arbeit im Betrieb und Team über längeren Zeitraum kennen gelernt. Natürlich blieb ich auch von Konflikten nicht verschont. Doch jetzt war ich gezwungen, mich diesen zu stellen, damit besser umzugehen und nicht gleich einzuknicken.
 
Es ist nicht übertrieben, wenn ich behaupte, dass dieses Jahr mein aufregendstes Jahr war. In den 12 Monaten habe ich so viel für mich gelernt, was ich vorher nicht mal in 2 Jahren gelernt habe. Es hat mich auf meinem Weg zum Erwachsenwerden begleitet und mich ein Stück weit reifer gemacht. Mein FSJ bekommt einen besonderen Platz in der Schublade mit Erinnerungen.
Der Abschied von den Kindern, meinen Kollegen und meiner Seminargruppe fällt mir sehr, sehr schwer.
Also Leute, denkt nicht lange darüber nach und macht auch Erfahrungen fürs Leben, die euch keiner nehmen kann ;-)

Erfahrungsbericht Kindertagesstätte

Johanna

Abschluss in der Tasche? Und noch keinen Plan, was du machen willst? - Dann mach doch einfach ein FSJ!
 
Ich war letztes Jahr in der gleichen Situation, vollkommen überladen mit den verschiedensten Möglichkeiten, mein Berufsleben so effektiv und nutzbringend wie möglich zu sichern. Da hab ich mich kurzerhand dazu entschlossen, meinen Gedanken noch ein Jahr freien Lauf zu lassen und ein FSJ zu machen, um mich ganz in Ruhe umschauen zu können.
Das war dann auch die beste Entscheidung, die ich in meinem Fall treffen konnte.
 
Angefangen habe ich in einem Mädchentreff in Teltow, der „MädchenZukunftsWerkstatt“. Dort hatte ich viele Freiräume und mir wurde die Betreuung der Mädchen überlassen.
Nach drei Monaten wechselte ich meine Einsatzstelle, was aber nicht die Regel ist. Seitdem arbeite ich im Waldorfkindergarten in Kleinmachnow, sorge hier für Ordnung in meinem Gruppenraum und betreue die Kinder.
 
Während des Jahres bin ich immer sehr gern in den Kindergarten gegangen. Dass „meine“ Kinder sich stets freuen, mich zu sehen, beflügelt mich und lässt mich auch an Tagen, an denen ich lieber unter meiner Decke bliebe, nicht den Kopf hängen. (Selbst an Regentagen kann man, mit der richtigen Kleidung, sehr viel Spaß mit den Kindern haben.)
Auch meine KollegInnen motivieren mich immer wieder. Es ist schön, in einer Atmosphäre zu arbeiten, in der ich von anderen geschätzt werde und das auch spüre.
 
Höhepunkte während meines Freiwilligendienstes waren immer die Seminare. Zum FSJ gehören 25 Bildungstage, die wir in einer festen Gruppe fast immer (außer in Potsdam) in entlegenen Dörfern in ganz Brandenburg verbrachten. Dort lernten wir uns näher kennen, diskutierten über verschiedene Erziehungsstile, beruhigten uns bei unterschiedlichen Entspannungsmethoden und fanden heraus, wie gut oder schlecht man mit einer Behinderung leben kann.
Die Seminarwochen waren immer eine sehr angenehme Abwechslung im Alltagstrott. Da viele auch in ganz anderen Arbeitsspektren tätig waren, fand ich den Austausch immer am interessantesten.
 
Bevor mein Freiwilligendienst anfangen sollte, kamen mir ein paar Zweifel: Schaffe ich das? Bin ich meinen Aufgaben gewachsen? Habe ich genug Durchhaltevermögen und Selbstbewusstsein? Bin ich stark genug für alle Herausforderungen, die auf mich warten? Komme ich mit meinem Kollegium aus, mit den Mädchen und Kindern? Werde ich mich verändern? Wenn ja, wie?
- Ja, ich wollte mich verändern: selbstbewusster und offener werden, konflikt- und kritikfähiger.
 
Ein paar Wochen vor Beendigung des FSJ kann ich sagen: Ich hätte mir nie zu träumen gewagt, dass ich mich innerhalb dieses einen Jahres so viel weiterentwickle: Ich bin offener und selbstbewusster geworden, gelassener, kann mich besser reflektieren, habe mehr Vertrauen in  mich und meinen Stärken. Ich nehme mich und meine Bedürfnisse viel besser wahr und kann mein Leben wieder richtig und neu bewusst genießen. Außerdem habe ich mich entscheiden können, was ich studieren werde: Ich möchte Grundschullehrerin werden.
 
Also, solltet ihr in der gleichen Situation sein wie ich, dann scheut euch nicht! Mein FSJ hat meinem Leben mit allen Hochs und Tiefs maßgeblich den richtigen Weg gewiesen.

Erfahrungsbericht Kinderheim

Anonym

Eine Reise voller Glück
Ich erinnere mich genau an den ersten Tag. Es war ein seltsames Gefühl. Am Bahnhof stand ich. Voller Neugierde, Vorfreude, Unsicherheit. Nach dreizehn Jahren würde ich nicht zurückkehren ins kleinstädtische Gymnasium, sondern etwas Eigenes, Neues starten. Vor mir lag mein FSJ in der pulsierenden Großstadt.
 
Nun bin ich schon fast ein Jahr „unterwegs“ und bereue keinen einzigen Tag. Klar, die alles erfüllende Euphorie der ersten Wochen wurde kleiner mit der Zeit und das Neue, Berauschende zum Alltäglichen. Doch jeden Tag lerne ich dazu, nehme Anteil an menschlichem Schicksal, von dem ich nicht gedacht hätte, dass es auf solch bewegende Weise neben meinem noch so jungen Leben stattfindet. An Lebenserfahrung hat mich dieses Jahr schon mehr gelehrt als mein gesamtes schulisches Leben. Und ich lerne nach wie vor. Bin bemüht alles mitzunehmen, was sich mir in diesem aufregenden Jahr bietet.
 
Die Arbeit mit Kindern ist für mich eine gänzlich neue Erfahrung. Und ich sehe wie ich durch die Augen der Kinder noch mal eine ganz andere Sichtweise auf die Dinge entwickeln kann.
Auch der Kontakt zu Kollegen, zur Chefin und zu meiner Anleiterin ist herzlich und familiär. Vom ersten Tag an fühlte ich mich aufgenommen und gut integriert. Natürlich tauchten auch kleinere und größere Konfliktsituationen auf, doch diese konnten wir gut miteinander bereden und sie brachten uns in der Zusammenarbeit näher und weiter.
 
Jeder Tag hält neue Herausforderungen bereit und gibt mir die Möglichkeit, an ihnen zu wachsen. Als FSJ’lerin in meiner Einsatzstelle habe ich zahlreiche Tätigkeitsfelder und viele Möglichkeiten meine eigenen Ideen zu verwirklichen. Im Kontakt mit den Kindern motiviere und tröste ich, schlage Spielideen vor und biete Lösungswege in Konfliktsituationen an. Bei Spaziergängen, beim Toben auf dem Spielplatz, beim Singen und Tanzen ist die gute Laune der Kinder oft ansteckend. In der Kreativen Arbeit mit verschiedenen Materialien oder in der Einzelbetreuung kann ich gut eigenen Ideen umsetzen. Auch an der Planung von Projekten (wie zum Beispiel dem Projekt der Farb-Wochen in der Kleinkindgruppe) bin ich aktiv mitbeteiligt und integriert. Mir wurde sogar die Möglichkeit gegeben eigene Projekte nach eigenen Vorstellungen zu realisieren, so gründete ich mit unserer zweiten FSJ’lerin  eine Musikgruppe, die wir nun zusammen „managen“.
Die allwöchentlichen Teamsitzungen und die einmal im Monat stattfindende Supervision geben Platz zum Austauschen und zu expliziten Fallbesprechungen. Viel habe ich in der FSJ-Zeit von meinen Kollegen gelernt und der Austausch ist stetig, intensiv und auch persönlich erfüllend.
 
Im Kontakt zu anderen Freiwilligen der ijgd auf den Seminarfahrten sind gute und außergewöhnlich schöne Freundschaften entstanden. Auf den begleitenden Seminaren konnte ich andere Tätigkeitsbereiche des FSJ kennenlernen, mich mit spannenden Themen auseinandersetzen und mich jede Menge persönlich in die Gestaltung der Seminare einbringen. Die Seminarleitung von ijgd hat mich und die anderen Freiwilligen meiner Gruppe dabei sehr gut unterstützt.
 
Ich genieße dieses Jahr in vollen Zügen. Es prägt mich wie bisher noch keine andere Erfahrung in meinem Leben. Ich bin mir darüber bewusst, dass ich so ein schönes Jahr in dieser Art und Weise nicht noch einmal erlebe. Ich bin sehr glücklich über all die wunderbaren, erlebten Augenblicke und freue mich nun auf die Zukunft und das Studium und all das Neue, was mich nun in der Nach-FSJ-Zeit erwartet.

Gefördert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Brandenburg
und des Bundesprogramms „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ im Land Brandenburg