„Jeder Mensch ist anders und einzigartig“
Erfahrungsbericht Wohnhilfe
Janine K.
Herausforderungen soll man sich stellen!
Hallo, ich bin Janine, 21 Jahre jung, aus Oranienburg und FSJ-Teilnehmerin.
Nach meinem Abitur wollte ich Heilerziehungspflegerin werden. Um diese Ausbildung beginnen zu können, benötigt man vorher ein mindestens dreimonatiges Praktikum im sozialen Bereich. Doch ich wollte nicht irgendein Praktikum machen, wo man als billige Arbeitskraft oder Putzfrau benutzt wird, nein: Ich wollte wirklich etwas dabei lernen. Ich erkundigte mich und dann stand fest: Ich mache ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ).
Ich hatte eine klare Vorstellung, in welcher Einrichtung ich tätig sein möchte. Mein Wunsch war es, mit Menschen mit Behinderungen zusammen zu arbeiten.
Seit dem 1. September 2006 arbeite ich in einer Einrichtung, in der Menschen mit erworbenen Schädelhirnschäden leben. Anfangs bedeutete es für mich eine Herausforderung, da dieses Krankheitsbild neu für mich war und ich wenig Vorstellung hatte was mich erwartet. Dieser Herausforderung wollte ich mich unbedingt stellen.
Anfangs war es schwierig, mich auf die einzelnen Bewohner einzustellen. Jeder Mensch ist anders und einzigartig, so natürlich auch die Bewohner in unserem Haus.
Mit Hilfe der Lebensgeschichten jedes Einzelnen, die dokumentiert ist, oder der jeweilige Bewohner mir selbst erzählt hat, mit Hilfe der Betreuer und natürlich mit Hilfe der Zeit habe ich gelernt, mich auf die Bewohner individuell einzustellen.
Schon nach kurzer Zeit habe ich bemerkt, dass mich die Bewohner als Betreuerin wahrnehmen und nicht nur als Praktikantin, die eh nur ein paar Monate bei ihnen arbeitet.
Es bereitet mir sehr viel Spaß, mit den Bewohnern zu arbeiten, täglich mit ihrer jeweiligen Einzigartigkeit, die mir jedes Mal wieder ein Lächeln auf die Lippen zaubert, konfrontiert zu werden. Es bereitet mir Spaß, mit ihnen die alltäglichen Dinge zu erleben und (wieder) zu erlernen, die ein eigenständiges Leben erfordern.
Natürlich haben auch die Bewohner im Haus mal einen schlechten Tag. Aber wer hat den nicht? Da ich die Bewohner jedoch sehr gut kennen lernen konnte, habe ich wenige Schwierigkeiten, mich darauf einzustellen und kann so Komplikationen zu vermeiden.
Was mich zum Anfang sehr erstaunte war, wie schnell ein Mensch bzw. der menschliche Körper, nach einem schweren Schicksalsschlag, der ein Schädelhirntraume hervorruft, wieder grundlegende Dinge des Alltags erlernen kann, wie schnell eine Verbesserung in der Grob- und Feinmotorik erkennbar ist. Natürlich steckt dort viel Arbeit dahinter und jeden Tag muss aufs Neue daran gearbeitet werden, aber der Erfolg motiviert. Ich bewundere diese Menschen, die das Tag für Tag auf sich nehmen, um wieder ihren Alltag eigenständig gestalten zu können, auch wenn es ihnen nicht leicht fällt, jeden Tag die Kraft dafür aufzubringen.
Die Mitarbeiter der Einrichtung haben mich herzlich empfangen und in ihren Kreis aufgenommen. Sie haben mir die grundlegenden Tätigkeiten eines Heilerziehungspflegers gezeigt und erklärt. Dadurch habe ich einen sehr guten Einblick in diesen Beruf erhalten, was mich in meinem Berufswunsch bestärkt hat.
Alles in allem kann ich jedem jungen Menschen zwischen 16 und 26 Jahren, der sich für die Belange seiner Mitmenschen interessiert, in seinem Herzen eben ein wenig sozial veranlagt ist, auch mal die schreckliche Wahrheit verträgt, nur empfehlen, sich auch für ein FSJ zu entscheiden.
Es ist in jedem Fall einzigartig und eine großartige Erfahrung!
Erfahrungsbericht Krankenhaus
Julia N.
Mein Name ist Julia N. und ich arbeite im Rahmen meines FSJ auf der geriatrischen Station des Carl- Thiem- Klinikum Cottbus. Nach den 13 Jahren stressigen Schulalltags wollte ich nicht sofort weiterstudieren oder eine Ausbildung beginnen, sondern einige praktische Erfahrungen sammeln und in den Arbeitsalltag hinein schnuppern. Als ich mich nach dem Abi für ein FSJ entschieden habe, wollte ich dieses unbedingt im Krankenhaus absolvieren, da ich seit Jahren vor habe Medizin zu studieren. Nach mittlerweile fast einem Jahr kann ich sagen, dass diese Entscheidung genau das Richtige für mich war.
Meine erste Reaktion darauf, dass ich auf einer geriatrischen Station eingeteilt bin, war: „ Ach ne, bitte nicht nur alte Leute“, aber schon nach wenigen Tagen bemerkte ich wie sehr mir die Arbeit gerade mit „Ü 65-ern“ Spaß macht. Ich hätte nie gedacht, wie viel Freude mir die Pflege von körperlich oder kognitiv eingeschränkten Patienten macht und wie gut ich auch mit der sehr häufig auftretenden Demenz umgehen kann. Auf der Station habe ich nicht nur bei der Pflege, sondern auch bei sämtlichen hauswirtschaftlichen Tätigkeiten, beim Essen reichen und bei einigen medizinischen Interventionen (Verbände etc.) helfen dürfen. So lernte ich schnell, sehr viel dazu und wurde nach kurzer Zeit zu einem wichtigen Mitglied des Teams, in welches ich von Anfang an herzlich aufgenommen wurde.
Meine anfängliche Befürchtung, dass alle älteren Menschen sehr starke Vorurteile und teils eine sehr abwertende Haltung gegenüber meiner Generation haben, wurde glücklicherweise schnell entkräftet. Ebenso war ich sehr froh darüber, dass ich wirklich als Teil des Teams gesehen wurde und schon nach kurzer Zeit viel Vertrauen der Schwestern genießen durfte. Ich hatte etwas Angst davor, dass ich dieses Jahr größtenteils mit Aufräumen, Putzen und Botendiensten beschäftigt sein würde. Doch ganz im Gegenteil dazu war ich von Anfang an eingespannt, was mich auch sehr motivierte, da ich wusste meine Hilfe wird auf der Station gebraucht. Auch wenn es nicht bedeutend klingt, aber für mich ist es jedes Mal ein Highlight, wenn ein Patient sich bei uns bedankt und auch zeigt, dass er/sie unsere Arbeit schätzt. Besonders toll fand ich es immer, wenn ich den Schwestern bei Verbänden helfen durfte, oder den Ärzten bei kleinen Eingriffen auf Station zuzusehen konnte. Die einzigen negativen Erfahrungen habe ich mit Patienten gemacht, welche durch ihre Krankheitsbewältigung sehr antriebsarm waren und uns immer so beurteilt haben, als würden wir diejenigen ärgern wollen, mit Therapien oder Mobilisation in der Rollstuhl. Solche Patienten hat man in dieser Altersgruppe sehr häufig, was mir als FSJler und auch dem gesamten Pflegepersonal am meisten an die Nieren geht, da man für solche Patienten sehr viel Energie braucht. Trotz des ständigen Zeitdrucks muss man probieren sie immer wieder zu motivieren und egal wie die Patienten einem entgegentreten, muss man immer freundlich bleiben. Das ist sehr schwer gewesen anfangs, jedoch weiß ich mittlerweile, wie man an solche Patienten am besten heran tritt.
Durch dieses Jahr habe ich viel über den Umgang mit Menschen, sowohl mit Patienten, als auch mit Kollegen gelernt. Ich denke ich bin reifer, selbstbewusster und noch offener geworden. Ebenfalls bin ich froh, dass ich jetzt eine Art und Weise gefunden habe, meine Hilfsbereitschaft auszuleben. Ich muss zugeben, ich hab meine Sicht auf ältere Menschen in meiner Freizeit auch verändert. Wenn momentan jemand mit Rollator oder ähnlichen vor mir läuft analysiere ich sofort sein Gangbild und biete auch noch eher meine Hilfe an bei Schwierigkeiten. Zusätzlich zur Arbeit war es schön, dass man in den Seminaren nochmal unbewusst viele soziale Kompetenzen geschult hat und unheimlich viel über Gruppendynamik lernte. Ebenfalls hat es mir viel gebracht mit anderen Freiwilligen über Erfahrungen zu sprechen und sich auszutauschen. Das wichtigste an den Seminaren war aber, dass man eine tolle Zeit hatte mit sehr vielen interessanten Leuten, viel Abwechslung, tolle Einheiten und spannende Themen.
Im Großen und Ganzen kann ich sagen, ich hab es geschafft mein Umfeld von der Meinung, dass ein FSJ ein verschwendetes Jahr sei in so weit abzubringen, dass sie mittlerweile sogar selbst, Anderen so ein Orientierungsjahr empfehlen. Für mich war das FSJ im Gesamten ein Schlüsselerlebnis, durch welches ich jetzt besser denn je weiß, was ich später machen möchte und auch das Selbstbewusstsein bekommen habe um meine Ziele später zu erreichen.
und des Bundesprogramms „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ im Land Brandenburg