Zum Inhalt springen

Brandenburg braucht eine Landesförderung für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ)

Positionspapier des Landesarbeitskreises Freiwilligendienste Brandenburg

Das FSJ kurz erklärt:

Im Land Brandenburg leisten jedes Jahr ca. 900 junge Menschen ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ).1 Das FSJ ist ein Bildungs- und Orientierungsdienst für junge Menschen im Alter zwischen 15 und 26 Jahren.

Die Einsatzbereiche sind breit gefächert.Die Jugendlichen absolvieren ihr FSJ in Krankenhäusern, Kitas, Schulen, Horteinrichtungen, Sportvereinen, Jugendclubs, Seniorenheimen, in der Behindertenhilfe, in der Hilfe für Geflüchtete, in Kultureinrichtungen oder in Kirchengemeinden. Die jungen Menschen setzen sich dort ganz praktisch für den sozialen Zusammenhalt in Brandenburg ein.

Der Dienst ist in der Regel eine Vollzeittätigkeit und auf 12 Monate angelegt. Dafür erhalten Freiwillige im FSJ im Brandenburger Durchschnitt ein Taschengeld von ca. 350€, sind sozialversichert und haben den Anspruch, den ÖPNV zum vergünstigten VBB-Azubi-Tarif zu nutzen.

Das FSJ wird durch das Jugendfreiwilligendienstgesetz geregelt und in Brandenburg durch 28 vom Land anerkannte Träger umgesetzt.2Diese organisieren ihre Öffentlichkeitsarbeit sowie das Bewerbungs- und Vermittlungsverfahren aus eigenen Mitteln. Eine gezielte pädagogische Begleitung am Übergang zwischen Schule und Beruf leisten die Träger durch die Organisation und Durchführung von mindestens 25 Bildungstagen, meist in Form von Übernachtungsseminaren. Darüber hinaus sind sie wichtige Ansprechpartner bei Krisen der jungen Erwachsenen oder Konflikten in den Einsatzstellen und tragen so wesentlich zu einem erfolgreichen Dienst bei.

Die Bedeutung und Wirkung des FSJ's für die Jugendlichen, die Einsatzstellen und unsere Gesellschaft:

Ein Freiwilliges Soziales Jahr ist ein Gewinn für die Jugendlichen, die Einsatzstellen und die Gesellschaft - ein Gewinn hoch 3 für alle Beteiligten!

Die jungen Menschen engagieren sich im FSJ für andere. Sie erleben dabei aber auch Selbstwirksamkeit und Wertschätzung und eignen sich in dieser für sie prägenden Zeit wichtige soziale und berufliche Kompetenzen an, was zu Persönlichkeitsentwicklung und Verantwortungsübernahme führt. Ihre gesammelten Erfahrungen und das Gelernte sind von großem Nutzen für ihre weitere Bildungs- und Arbeitsbiografie.  Bildungsseminare unterstützen das kritische Reflektieren und tragen dazu bei, demokratische Werte zu verinnerlichen.

In Einsatzstellen bringen die Jugendlichen neuen Wind, Motivation, Zeit und Engagement. Davon profitieren die Zielgruppen und die Mitarbeitenden der Einsatzstellen. Die Einsatzstellen gewinnen durch das freiwillige Engagement der Jugendlichen nicht nur zusätzliche Hilfskräfte, sondern oft auch geeignete Nachwuchskräfte oder längerfristig Engagierte. Viele FSJler*innen treten nach ihrem Dienst eine Ausbildung oder ein Studium im sozialen Bereich an, z.B. Lehramt, soziale Arbeit, Ausbildung Sozialassistenz, Erzieher*innen-Ausbildung oder in der Medizin und in Gesundheitsberufen.

Durch ein Freiwilliges Soziales Jahr wird der gesellschaftliche Zusammenhalt und unser demokratisches Miteinander gestärkt. Unsere Gesellschaft gewinnt an Lebensqualität, wenn wir auch jungen Menschen Engagement, Teilhabe und Mitsprache ermöglichen.3

Das FSJ in Brandenburg zukunftsfest machen – Landesförderung einführen!

Das FSJ ist eine prägende Erfahrung für die Jugendlichen, ein großer Gewinn für die Einsatzstellen und stärkt nachhaltig den solidarischen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft.

Während sich Deutschlandweit rund 7% aller Schulabgänger*innen in einem FSJ engagieren, sind es in Brandenburg nur 4%. Damit liegt Brandenburg an vorletzter Stelle aller Bundesländer.4

Es ist zu befürchten, dass zukünftig mehr junge Brandenburger*innen das FSJ in Berlin leisten, da dort seit letztem Jahr durch eine Landesförderung die Taschengelder höher ausfallen. Zudem sind immer mehr Freiwillige in Brandenburg auf Nebentätigkeiten während des FSJ angewiesen, da sie sich den „Luxus“ des ehrenamtlichen Engagements sonst nicht leisten könnten.

Wir Träger wollen das FSJ in Brandenburg zukunftsfest machen! In Anbetracht der gravierenden Bundesmittelkürzungen für das FSJ ab 2024 sehen wir das Land Brandenburg mehr denn je in der Verantwortung, FSJ-Plätze auch für die kommenden Jahre zu sichern.

Dafür muss das FSJ durch ein höheres Taschengeld für die Jugendlichen im Land spürbar attraktiver werden. Daneben ist es dringend geboten, die pädagogische Arbeit der Träger zu stärken. Denn nicht nur durch die Folgen der Pandemie, sondern auch durch eine zunehmende Diversifizierung der Freiwilligen, kann die komplexere Begleitung durch die bestehenden Fördermittel allein nicht mehr gedeckt werden. Die bestehenden Fördermittel aus dem ESF Plus Programm und dem Programm „FSJ in der Schule“ bilden wichtige Bausteine, um bestimmte Einsatzstellen zu unterstützen, die sonst keinen FSJ-Platz zur Verfügung stellen könnten. Das ist weiterhin notwendig und sinnvoll. Es braucht jedoch zusätzlich eine Landesförderung, um die pädagogische Arbeit der Träger und angemessene Taschengelder für alle Freiwilligen und damit einen zukunftsfähigen Freiwilligendienst im Land Brandenburg zu gewährleisten!

Wir fordern von der Landesregierung Brandenburg:

  • Eine Landesförderung in Höhe von 550 Euro pro Teilnehmende im Dienstmonat für alle knapp 900 FSJ-Plätze in Brandenburg.
  • Einen eigenen Haushaltstitel im Landeshaushalt 2025/26.
  • Mittel für Trägervernetzung/eine Koordinierungsstelle Freiwilligendienst

 

Mit der Landesförderung möchten wir konkret erreichen:

  • Eine Erhöhung des FSJ-Taschengeldes
  • Finanzierung eines kostenlosen Deutschlandtickets
  • Eine Förderung der Arbeit der Träger (Seminararbeit, Bewerbungsverfahren und die Öffentlichkeitsarbeit, Verwaltungsumlage)

Kontakt Sprecher*innen LAK:

Potsdam, 14.11.2023
 


[1] Zum 1.12.2022 waren es laut Statistik des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport (MBJS) 925 Teilnehmende im FSJ. Hinzu kommen in Brandenburg 440 Jugendliche, die einen Bundesfreiwilligendienst (BFD) absolvieren sowie 120 Teilnehmende im Freiwilligen Ökologisches Jahr (FÖJ).

[2] Dies sind: Arbeiter-Samariter-Bund Landesverband Brandenburg e.V, Caritasverband Diözese Görlitz e.V., DRK-Landesverband Brandenburg e.V., Diakonie Berlin-Brandenburg, Internationale Jugendgemeinschaftsdienste Landesverein Brandenburg e.V. (ijgd), IN VIA – Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit für das Erzbistum Berlin gGmbH, Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Landesverband Berlin/Brandenburg, Landesjugendring Brandenburg, Brandenburgische Sportjugend, BIQ gGmbH, Internationaler Bund (IB), Evangelisches Diakonissenhaus Berlin-Teltow-Lehnin, Technische Jugendfreizeit- und Bildungsgesellschaft gGmbH, Malteser Hilfsdienst gGmbH, Arbeiterwohlfahrt Berlin-Brandenburg (AWO), Landesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung Brandenburg e.V., Landesjugendring Trägerwerk e.V., Freiwilligendienste Johannesstift Diakonie, Arbeit und Bildung Torgau e.V., Christlicher Verein Junger Menschen, Martinshof Rothenburg Diakoniewerk, Entschieden für Christus (EC) – Deutscher Jugendverband e.V.

[3] bak-fsj.de. Bundesarbeitskreis Freiwilliges Soziales Jahr. Gewinn hoch drei.

[4] Huth, Susanne (2022). Freiwilligendienste in Deutschland. Stand und Perspektiven. Bertelsmann-Stiftung.

Gefördert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Brandenburg
und des Bundesprogramms „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ im Land Brandenburg